26.08.2015

Junge holen Alte aus der Vereinsamung / Tablets geben neue Hoffnung / Fünfstellige Euro-Summe für drei Projekte

Hameln/Bückeburg/Minden/Shabla. Mit einer größeren fünfstelligen Euro-Summe hat die Hamelner Hilfsorganisation Interhelp – Deutsche Gesellschaft für internationale Hilfe in den vergangenen zwölf Monaten Notleidende in der bulgarisch-rumänischen Grenzregion auf vielfältige Weise unterstützt. Nach dem verheerenden Hochwasser im Juni 2014, das viele Menschen in den Tod gerissen und Tausende Häuser beschädigt hatte, wurden in der Kreisstadt Dobrich zwei von den Fluten zerstörte Kindergärten wieder aufgebaut und in der Kleinstadt Shabla gemeinsam mit der Stadtverwaltung ein Zentrum für Alte, Kranke und Kinder in Not errichtet. Gestern starteten der bulgarische Wissenschafts- und Bildungsminister Prof. Dr. Todor Tanev aus Sofia und der Interhelp-Vorsitzende Ulrich Behmann aus Hameln offiziell ein neues Projekt: In einer ländlichen Region mit eingefallenen Häusern und von Schlaglöchern übersäten Straßen kommen Senioren, zumeist betagte Witwen, erstmals mit Hightech in Kontakt. „In unserem Dorf Gorichane ist dank Interhelp das Internet-Zeitalter eingekehrt“, freut sich Ortsvorsteherin Marija Gotcheva. Senioren lernen ab sofort mithilfe von Schülern im örtlichen Rentner-Club den Umgang mit modernen Tablet-Computern. Die Alten lernen von den Jungen – aber das Wichtigste ist: Sie knüpfen Kontakt mit Menschen, die sie aus der Vereinsamung und Lethargie holen. Dadurch schöpfen sie neuen Lebensmut. „Mit dem Zugang zum Netz öffnen wir den Senioren ein Fenster zur Welt. Gleichzeitig haben sie nun die Möglichkeit, mit ihren Verwandten, die wegen der extrem schwierigen wirtschaftlichen Situation in dem ärmsten EU-Land in weit entfernten Städten arbeiten oder ausgewandert sind, via Skype zu telefonieren und sich zu sehen“, erklärt Behmann.
Der Mindener Interhelper Michael Schnitker hatte die mit Spenden aus Hameln, Bückeburg und Minden finanzierten Computer günstig besorgt. Wie Behmann war auch der ehrenamtliche Helfer auf eigene Kosten nach Bulgarien gereist, um Interhelp-Projekte zu kontrollieren und neue Ideen umzusetzen.
Mit großer Begeisterung surft die 71-jährige Anka nun im Internet. Davon hatte sie bislang nur gelesen oder gehört. „Die Frauen sind sehr interessiert und lernen schnell, sagt der 16-jährige Hamelner Leo, der für Interhelp in seinen Ferien ehrenamtlich in die Rolle des „Lehrers“ geschlüpft ist. „Das ist ein ganz wunderbares Hilfsprojekt“, sagt Minister Tanev. „Es ist innovativ, nachhaltig und führt ganz nebenbei dazu, dass alte Menschen geistig aktiv bleiben.“ Prof. Tanev bot Interhelp die Rolle des Kooperationspartners des Wissenschaftsministeriums bei einem größeren Senioren-Projekt, das allerdings zunächst noch das Parlament passieren muss, an.
Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe ist ein begeisterter Bulgarien-Fahrer. Seit zehn Jahren hilft er gemeinsam mit Interhelp „an einem Ort der Finsternis“, wie er sagt. „Unsere Hilfe trägt Früchte. Wir sehen viele Erfolge, retten Kranke vor dem Tod, helfen Straßenkindern, bringen mit unseren Projekten Jugendliche, die schon keine Hoffnung mehr hatten, in ihrem Land einen Job zu finden, in Arbeit und Brot.“ Deshalb arbeite er mit Stolz und Überzeugung ehrenamtlich für Interhelp.
„Wir leben in einem Land, in dem es Senioren gibt, die längst alle Hoffnung verloren haben und nur noch in Würde sterben wollen“, sagt die Ärztin Dr. Jordanka Stoeva von der Hilfsorganisation „Gemeinsam für Shabla“, mit der Interhelp seit Jahren eng zusammenarbeitet. Da sei dieses Internet-Projekt für den einen oder anderen Verzweifelten wie ein Licht am Ende des Tunnels. Die laufenden Kosten für das Internet übernimmt der Club der Pensionäre, der von Interhelp vor einigen Jahren unterstützt worden war. Das hat deren Leiterin Marija Dimitrova zugesagt. Das Projekt soll ausgeweitet werden. Der. Bürgermeister des Grenzdorfes Durankulak habe bereits Interesse signalisiert, die Leiterin der dortigen Schule Unterstützung zugesagt, sagt Dr. Stoeva.

 

www.interhelp.info
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Nr. 700 700 000 (BLZ 254 621 60) – Volksbank Hameln-Stadthagen oder
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ClaudiaBehmann@aol.com
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit/Interhelp

 

BILDTEXT: Startschuss für ein „ganz wunderbares Hilfsprojekt: Der bulgarische Wissenschafts- und Bildungsminister Prof. Dr. Todor Tanev und der Interhelp-Vorsitzende Ulrich Behmann schauen Seniorinnen, die unter Vereinsamung leiden, beim Lernen über die Schultern. Internet-„Spezialist“ Leo erklärt den alten Damen, wie sie per Skype Kontakt zu ihren in der Ferne lebenden Verwandten aufnehmen und ins Internet kommen können.