13.01.2014

Nach der großen Hochwasser-Katastrophe in Sachsen-Anhalt – was mit den Spenden aus Hameln geschah

Hameln/Friedeburg. Sommer 2013: In Deutschland gibt es nur ein Thema – die Hochwasser-Katastrophe in Sachsen-Anhalt. Städte und Dörfer stehen unter Wasser, Menschen müssen in Notquartieren ausharren. Die Solidarität mit den Opfern ist groß. Auch im Weserbergland werden Spenden gesammelt, Hilfsgütertransporte und Benefiz-Konzerte organisiert. „Gemeinsam gegen die Flut“ heißt das Motto der heimischen Hilfsorganisation Interhelp. Innerhalb weniger Tage kommt eine große fünfstellige Summe zusammen. Das Geld aus Hameln fließt nach Friedeburg in Sachsen-Anhalt. Dort ist am 4. Juni die Saale über die Ufer getreten. Über Nacht wurden Straßen und Gärten zwei Meter hoch überflutet. Betroffen ist auch der Kindergarten „Spatzennest“. Dort, wo sonst 40 Mädchen und Jungen spielen, singen, toben und lachen, steht nun eine braune stinkende Brühe, herrscht Stille. Der Fluss fließt durchs Erdgeschoss. Im Keller sind die Tanks aufgeschwemmt worden, Heizöl läuft aus. Der Schaden ist riesengroß, der Kreisverband Mansfeld-Südharz des Vereins „Volkssolidarität“ ist nicht versichert. „Wir hätten uns ja gern im Vorfeld gegen Hochwasser abgesichert, aber keine Versicherung hat uns genommen. Das alte Bahnhofsgebäude, in dem sich unser Kindergarten befindet, steht nämlich zu nah an der Saale“, erklärt Geschäftsführer Michael Pietruschka. „Die Menschen im Osten brauchten schnelle unbürokratische Hilfe und unsere Solidarität“, sagt Interhelp-Vorsitzender Ulrich Behmann. „Wir haben die Lage vor Ort sorgsam geprüft und erkannt, dass dort Hilfe wirklich Not tut.“ Als das Wasser weg war, begannen die Renovierungsarbeiten – sie zogen sich über Monate hin. Sämtliche Fußböden mussten entfernt, Wände eingerissen, Spielzimmer und Sanitärräume saniert werden. „Die mit Öl kontaminierten Kellerräume haben wir mit Beton füllen müssen“, erzählt Pietruschka. Die Kinder brachte man in einem Notquartier, das die Nachbargemeinde zur Verfügung gestellt hatte, unter. Die Kosten wurden auf 50000 bis 60000 Euro geschätzt. „Das konnte der Trägerverein nicht aufbringen. Wir waren gezwungen, um Spenden zu bitten“, sagt der Geschäftsführer, der „Volkssolidarität“, die wie Interhelp Mitglied im Paritätischen ist.
Das Mauerwerk wollte einfach nicht trocknen. Alles war feucht und roch muffig. „Da war uns klar: Ohne Heizung kommen wir nicht voran.“ Interhelp sei zum Retter in der Not geworden. Dank der Großspende aus dem Weserbergland konnte das „Spatzennest“ mit einer neuen modernen Flüssiggas-Heizung ausgerüstet werden. „Sämtliche Installationen befinden sich jetzt in einer Höhe, die ein mögliches weiteres Jahrhundert-Hochwasser nicht erreichen kann. Sogar der Gastank im Garten steht auf einem anderthalb Meter hohen Podest“, berichtet Behmann.
Als die neue Heizung lief, trocknete das Gebäude rasch aus, konnte die Renovierung endlich durchgeführt werden. „Wir sind den Spendern aus Hameln und Interhelp sehr dankbar für die große Hilfe“, sagt Pietruschka.
Jetzt, sieben Monate nach der großen Flut, konnte die Kindertagesstätte und -krippe „Spatzennest“ endlich wieder in Betrieb genommen werden.

Bildtexte:

Anfang Juni 2013, Flut in Friedeburg: Meterhoch steht das Wasser in den Straßen. Durch das Gebäude, in dem sich der Kindergarten „Spatzennest“ befindet, fließt die Saale. Erst Tage später können Helfer per Boot das Ausmaß der Überflutung erkennen.

Ein Bild der Zerstörung: Als das Wasser weg ist, werden die Schäden im „Spatzennest“ sichtbar.

Heute, sieben Monate nach der Flut, können die Kinder wieder lachen und in ihren renovierten Kindergarten gehen.