28.12.2012
Interhelp-Team unterwegs nach Haiti / Kampf gegen Cholera und Dengue-Fieber
Hameln. Die Vereinten Nationen haben ihn den „gefährlichsten Ort der Welt“ genannt: Cité Soleil, ein dicht bevölkertes Elendsviertel in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince – Sonnenstadt ist ein zynischer Name für den wohl größten Slum der westlichen Hemisphäre. Dorthin unterwegs sind seit heute früh (4 Uhr) drei Hamelner: Die Chirurgin und Narkoseärztin Dr. Barbara Michelmann (46) und die Lehrrettungsassistenten Reinhold Klostermann (56) und Bernhard Mandla (49). Das ehrenamtliche Team der heimischen Hilfsorganisation „Interhelp“ ist von der US-amerikanischen Partnerorganisation „We Advance“ um Unterstützung bei der Behandlung von Verletzten und Schwerkranken, darunter viele Cholera-Patienten, gebeten worden. Das Hamelner Notarzt-Team wird gemeinsam mit internationalen Helfern in der kleinen Sanitätsstation „Nap Vance“ im Slum von Wharf-Jeremie arbeiten. Für Klostermann und Mandla ist es bereits die dritte Haiti-Mission; die Notärztin Dr. Michelmann, die im Hamelner Krankenhaus arbeitet, nimmt zum ersten Mal an einem humanitären Auslandseinsatz teil. Das Sana-Klinikum hat eine größere Menge medizinischer Hilfsgüter gespendet. „Wir freuen uns, Interhelp ein weiteres Mal unterstützen zu können, denn: Was diese Organisation weltweit leistet, ist effektiv und vorbildlich“, sagt Sana-Geschäftsführer Marco Kempka.
Nach dem Hurrikan „Sandy“ hat sich die Lage in dem bettelarmen Land weiter verschärft, da nach Angaben der haitianischen Regierung etwa 80 Prozent der Ernte vernichtet wurde. Als Folge der massiven Überschwemmungen drohen Hungersnot und Mückenplage.
„Unser Team ist hochmotiviert und freut sich sehr auf den Einsatz”, sagt der Leiter der Interhelp-Medical-Task-Force, Reinhold Klostermann. Wenn es die Sicherheitslage zulässt, werden die Hamelner auch außerhalb der kleinen Klinik Menschen in Not behandeln. Die Cholera-Epidemie hat inzwischen dramatische Ausmaße angenommen. „Nach Angaben von Hilfsorganisationen sind seit Ausbruch der Seuche im Oktober 2010 mehr als 600.000 Krankheitsfälle registriert worden. Die Cholera hat schon über 7500 Menschenleben gefordert“, sagt Interhelp-Vorsitzender Ulrich Behmann, der von Hameln aus dem Haiti-Einsatz koordiniert.
Die Hamelner Helfer nehmen viele Gefahren auf sich. Cholera, Malaria und Dengue-Fieber stellen für sie eine permanente Bedrohung dar. Das Risiko, in Haiti entführt oder ermordet zu werden, ist für Ausländer nicht gerade klein. „Eigensicherung hat deshalb absoluten Vorrang. Unser Team wird alle gebotenen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und sich auf keine Abenteuer einlassen”, sagt Reinhold Klostermann.
Bereits wenige Tage nach dem schweren Erdbeben im Januar 2010, dem etwa eine viertel Million Menschen zum Opfer gefallen sind, hatten 15 Interhelper – darunter Klostermann und Mandla – in Haiti medizinische Soforthilfe geleistet und mehr als 7000 Überlebende behandelt. Im Sommer vergangenen Jahres kehrte Interhelp zurück in das Elendsgebiet, um den Ärmsten der Armen zu helfen und um einheimische Sanitäter auszubilden.
„Wir setzen aber auch auf Nachhaltigkeit“, sagt Vorsitzender Behmann. Interhelp baue eine vom Beben erheblich beschädigte Schule mit Kindergarten für 950 Kinder wieder auf. Diese Hilfe habe schnell Früchte getragen, berichtet Behmann: „Weil Interhelp rasch tätig geworden ist, können diese Jungen und Mädchen bereits seit September 2010 wieder zur Schule gehen.” Auch ein Selbsthilfeprojekt an einem Waisenheim wird derzeit gemeinsam mit der Interhelp-Partnerorganisation „Sow a Seed“ umgesetzt.
Dankbar sind die Hamelner Helfer, dass es im Weserbergland Spender gibt, die die gemeinnützige Arbeit von Interhelp finanziell unterstützen. “Uns ist stets bewusst: Ohne diese Geber und Gönner könnten wir Menschen in Not nicht helfen”, sagt Ulrich Behmann.
Interhelp ruft zu Spenden auf. Angesichts der dramatischen Lage in Haiti tut jeder Euro Not. Geld kann auf folgende Sonderkonten eingezahlt werden: Nr. 20313 bei der Sparkasse Weserbergland (BLZ 254 501 10), Nr. 33233 bei der Stadtsparkasse Hameln (BLZ 254 500 01) und Nr. 700 700 000 bei der Volksbank Hameln-Stadthagen (BLZ 254 621 60).
Interhelp im Internet: www.interhelp.info
Bildtext:
Verpacken lebensrettende medizinische Hilfsgüter, die zum Teil vom Sana-Klinikum gespendet wurden: Die Interhelper Dr. Barbara Michelmann, Reinhold Klostermann, Ulrich Behmann und Bernhard Mandla. Das Hamelner Notarzt-Team wird am Samstagnachmittag in Haiti eintreffen. Foto: interhelp.info/leo
Der Einsatzort der Hamelner: In diesem kleinen gelben Gebäude im Slum von Cité Soleil werden die Interhelper Menschen im Not helfen.