28.07.2011

Hamelner versorgen im Erdbebengebiet Kranke und bilden Retter aus

Hameln (cla). Ein dreiköpfiges Expertenteam der heimischen Hilfsorganisation “Interhelp” wird heute (28. Juli) in Haiti eintreffen – die ehrenamtlichen Helfer Reinhold Klostermann (55), Bernhard Mandla (48) und Dr. Stefan Schindler (42) werden in den kommenden Wochen in der von einem Jahrhundert-Erdbeben schwer zerstörten Hauptstadt Port-au-Prince haitianische Ärzte. Krankenschwestern und Sanitäter im Kampf gegen die seit fast neun Monaten wütende Cholera und bei der Versorgung von kranken und verletzten Obdachlosen unterstützen. Die Experten der Interhelp-Medical-Task-Force (zwei Lehrrettungsassistenten und ein Unfallchirurg mit Zusatzqualifikation Rettungsmedizin) waren von der US-amerikanisch-haitianischen Hilfsorganisation “Sow a Seed” und dem Krankenhaus L´Hospital de la Communaute Haitienne angefordert worden. “Ein Schwerpunkt unserer Arbeit vor Ort liegt auf der Fortbildung des Klinik-Personals”, sagt der Vorsitzende von Interhelp – Deutsche Gesellschaft für internationale Hilfe, Ulrich Behmann. Es sei Wunsch der Klinik gewesen, Ausbilder für den Bereich Rettungsmedizin zu erhalten. Neben der Fortbildung komme aber auch die praktische Hilfe in den Flüchtlingslagern nicht zu kurz, sagt der Leiter der Medical-Task-Force, Reinhold Klostermann. “Sollte es gewünscht sein, werden wir zu den Menschen in Not gehen und Patienten in den Zeltstädten behandeln.” Geplant sind ferner Notarzt-Einsätze mit Rettungswagen. “Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe”, sagt der Hamelner Berufsfeuerwehrmann Bernhard Mandla. “Das ganze Team ist hochmotiviert und freut sich sehr auf die Mission.” Die Cholera-Epidemie hat inzwischen dramatische Ausmaße angenommen: Nach Angaben von Hilfsorganisationen infizieren sich in Haiti pro Tag 500 bis 600 Menschen; insgesamt sollen sich schon mehr als 350000 Personen angesteckt haben. Über 5300 Haitianer sind der Seuche bereits zum Opfer gefallen – besonders schlimm ist die Lage in der Hauptstadt. Die Hamelner Helfer nehmen viele Gefahren auf sich. Cholera, Malaria und Dengue-Fieber stellen für sie eine permanente Bedrohung dar. Das Risiko, entführt oder ermordet zu werden, sei in Haiti für Ausländer nicht gerade klein, sagt Joanne Batroni, die Vorsitzende von Sow a Seed. “Eigensicherung hat Vorrang. Unser Team wird alle gebotenen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und sich auf keine Abenteuer einlassen”, sagt Reinhold Klostermann.
Bereits wenige Tage nach dem schweren Erdbeben im Januar 2010 hatten 15 Interhelper – darunter Klostermann und Mandla – in Haiti medizinische Soforthilfe geleistet und mehr als 7000 Überlebende behandelt. Interhelp setze auch auf Nachhaltigkeit, sagt Vorsitzender Behmann. Gemeinsam mit den Rotary Clubs Bad Pyrmont, Hameln und Petion-Ville (Haiti) baue Interhelp derzeit eine erheblich beschädigte Schule mit Kindergarten für knapp 1000 Kinder wieder auf. Auch diese Hilfe zeige bereits erste Früchte, sagt Behmann: “Weil Interhelp tätig geworden ist, können diese Jungen und Mädchen bereits seit September wieder zur Schule gehen.”
Dankbar sind die Hamelner Helfer, dass es im Weserbergland Spender gibt, die die gemeinnützige Arbeit von Interhelp finanziell unterstützen. “Uns ist stets bewusst: Ohne diese Geber und Gönner könnten wir Menschen in Not nicht helfen”, sagt Ulrich Behmann.
Interhelp ruft zu Spenden auf. Angesichts der dramatischen Lage in Haiti tut jeder Euro Not. Geld kann auf folgende Sonderkonten eingezahlt werden: Nr. 20313 bei der Sparkasse Weserbergland (BLZ 254 501 10), Nr. 33233 bei der Stadtsparkasse Hameln (BLZ 254 500 01) und Nr. 700 700 000 bei der Volksbank Hameln-Stadthagen (BLZ 254 621 60).
Interhelp im Internet: www.interhelp.info und www.wesio.de/user/Interhelp

Bildtext:
Verladen am Hamelner Bahnhof Hilfsgüter für Haiti: Reinhold Klostermann (links), Bernhard Mandla (rechts) und Ulrich Behmann. Mit dem Zug ging es zunächst nach Paris. Von dort aus startete das Interhelp-Team mit Air Caraibes nach Port-au-Prince. Foto: interhelp.info/Leo