22.08.2014

Tödliche Fluten auf dem Balkan – wie Interhelp beim Wiederaufbau hilft / Spenden aus Hameln, Bückeburg und Minden lindern Not

Dobrich/Hameln. Es ist heiß und staubtrocken. Das Thermometer zeigt 38 Grad im Schatten. Kaum zu glauben, dass noch vor zwei Monaten große Teile der bulgarischen Kreisstadt Dobrich meterhoch unter Wasser standen. Ruinen zeugen von der Katastrophennacht auf den 20. Juni, die Leid und Elend brachte. „Allein in unserem Landkreis wurden etwa 1000 Häuser beschädigt. 250 sind eingestürzt“, sagt Gouverneur Nedko Marchev, der die Ehrenamtlichen der Hilfsorganisation Interhelp empfangen hat, um im Namen der Notleidenden Danke zu sagen. Viele Familien seien verzweifelt. Sie hätten all ihr Hab und Gut verloren. Innerhalb von nur wenigen Stunden. Auch den Bezirk Varna habe das Unwetter schlimm getroffen. Die Fluten rissen mehr als ein Dutzend Menschen in den Tod. Schlammlawinen wälzten sich durch die Schwarzmeer-Stadt. Zehn Menschen kamen dort ums Leben.
In der „Märchenwelt“ riecht es muffig. Schimmel breitet sich an den Wänden aus. Der Kindergarten Nummer 24 an der Donau Straße Nr. 16 muss komplett saniert werden. Noch immer laufen Trocknungsmaschinen. Jana Dimova, die Leiterin der Tagesstätte für 180 Mädchen und Jungen im Vorschulalter, und ihre Kolleginnen heißen uns herzlich willkommen. Zur Begrüßung werden Brot, Gewürze und Honig gereicht. „Wir sind glücklich, dass uns Interhelp in diesen schweren Stunden beisteht“, sagt sie mit feuchten Augen und einem dankbaren Lächeln. Die Hilfe aus dem Weserbergland komme zur rechten Zeit. Am 15. September soll die Kita wieder geöffnet werden. Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Die Einrichtung im Erdgeschoss ist nicht mehr zu gebrauchen. Lehm und Dreck sind entfernt worden, aufgequollene Holztüren und der durchnässte Fußbodenbelag auch. Das Spielzeug ist kaputt. Die meisten Kinderbetten sind zerstört. Ein Bett kostet umgerechnet 70 Euro. 80 Betten werden benötigt. Das macht 5800 Euro. Eine solche Summe kann der Träger der Einrichtung nicht aufbringen. Die Stadtverwaltung wird die Renovierungskosten übernehmen. Das hat sie zugesagt. Für Einrichtung und Lehrmaterial fehle aber das Geld, sagt Svetlin Petrov. Der Vorsitzende der gemeinnützigen Organisation „Grün, Weiß, Rot“ hatte Interhelp in einem dramatischen Hilferuf um Unterstützung gebeten.
Im Kindergarten Nummer 23, der den Namen ‚Sternchen“ trägt, sieht es nicht anders aus. Interhelp hat schnelle und unbürokratische Hilfe zugesagt. Spenden aus Hameln-Pyrmont, Bückeburg und Minden tragen dazu bei, dass 380 Kinder schon bald wieder in ihrer „Märchenwelt“ und im „Sternchen“ spielen und lernen werden können. Die Interhelper Claudia und Ulrich Behmann aus Hameln und Michael Schnitker aus Minden sind auf eigene Kosten in die bulgarisch-rumänische Grenzregion gereist, um dort den korrekten Einsatz der Mittel zu überwachen. Mit Vize-Gouverneur Daniel Petkov und der Juristin der Stadt Dobrich, Maja Dimitrova, haben die Ehrenamtlichen die zerstörten Kindergärten besucht und die geplanten Hilfsmaßnahmen im Detail besprochen. Die Menschen auf dem Balkan seien in diesem Jahr von mehreren todbringenden Unwettern getroffen worden, sagt Interhelp-Chef Ulrich Behmann. Erst vor wenigen Tagen habe es wieder Tote gegeben. „Viele dieser Menschen lebten schon vor der Flut am Rande der Existenz. Sie sind am Ende ihrer Kräfte, brauchen dringend unsere Hilfe. Wir dürfen die Augen nicht verschließen vor der großen Not in Südosteuropa“, meint der Hamelner. Deshalb werde Interhelp weiter um Spenden bitten. Bereits im Mai hatte die heimische Organisation einen Hilfstransport für Doboj in Bosnien-Herzegowina durchgeführt und direkt vor Ort mehr als 28 Tonnen Lebensmittel und Trinkwasser an Flutopfer verteilt. Gemeinsam mit Prinzessin Brigitta und Prinz Vladimir von Jugoslawien und der Gaststätte MeLounge in Hameln organisiert Interhelp derzeit auch ein Benefiz-Konzert für Hochwasser-Opfer in Serbien.
www.interhelp.info
Spendenkonten: Nr. 20313 (BLZ 254 501 10) – Sparkasse Weserbergland,
Nr. 700 700 000 (BLZ 254 621 60) – Volksbank Hameln-Stadthagen oder
Sparkasse Weserbergland IBAN: DE602545 0110 0000 020313, BIC:NOLADE21SWB
Volksbank Hameln- Stadthagen: DE 4925462160 0700 7000 00,BIC : GENODEF1HMP

BILDTEXTE:
Im bulgarischen Katastrophengebiet: 1000 Häuser wurden allein im Landkreis Dobrich beschädigt, 250 fielen in sich zusammen. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Kindergartenleiterin Jana Dimova und Kulturhaus-Chefin Yulia Stamatova bitten die Interhelper Ulrich Behmann aus Hameln und Michael Schnitker aus Minden um Hilfe in der Not. Foto: interhelp.info

Unter Wasser: Große Teile der Stadt Dobrich wurden überflutet. Der Kindergarten „Märchenwelt“ lief voll. Jetzt wird er mit Spenden aus dem Weserbergland renoviert.