01.02.2012
Mit wenig Spendengeld wurde viel erreicht / Deutsche und amerikanischer Retter arbeiten eng zusammen / Interhelper Bernhard Mandla gibt nicht auf
Hameln. Mit Spenden aus Hameln ist auf Haiti eine junge Frau gerettet worden: Die 22-jährige Lovely Alcime hatte ein Loch im Herzen. Der heimischen Hilfsorganisation Interhelp und ihrer US-amerikanischen Partnerorganisation „Aid Still Required“ aus Los Angeles ist es gelungen, mit wenig Geld ein Leben zu retten. Ein dreiköpfiges Team von Herzchirurgen aus den USA unter der Leitung von Dr. Angelo Thomas Pezzella hat die Operation am offenen Herzen auf Vermittlung von Interhelp im haitianischen Krankenhaus Sacré Coeur vor wenigen Tagen kostenlos durchgeführt. Noch liegt die Patientin auf der Intensivstation. Sie hat viel Blut verloren und kein Spenderblut bekommen. „Aber sie hat die Operation gut überstanden und kann schon wieder lächeln“, schreibt ihre Schwester Elmane. „Wir sind Euch ja so dankbar für Eure moralische und finanzielle Unterstützung. Ohne Euch wäre Lovely früh gestorben.“ Auch Dr. Pezzella ist zufrieden: „Es geht Ihr gut. Keine Komplikationen.“
Der Hamelner Lehrrettungsassistent Bernhard Mandla vom Team der
Interhelp-Medical-Task-Force hatte die Haitianerin am 8. August 2010 im Slum von Cite Soleil kennengelernt. Besser gesagt: Dem Feuerwehrmann aus Hameln wurde die junge Frau, die sich in dem Elendsviertel ehrenamtlich um missbrauchte Kinder und misshandelte Frauen kümmerte, auf den Behandlungstisch gelegt. Andrea Herz-Payne, Gründerin der US-Nichtregierungsorganisation „Aid Still Required“ hatte sie in die provisorische Klinik gebracht, in der das dreiköpfige Interhelp-Team gemeinsam mit Helfern aus aller Welt, Kranke und Verletzte behandelte.
Lovely Alcime hatte während eines Anti-Trauma-Programms für Opfer des Erdbebens, einen Schwächeanfall erlitten. Mandla, der bereits zweimal für Interhelp auf Haiti im Einsatz war, untersuchte die Frau mit dem Stethoskop und hörte seltsame Herzgeräusche. Interhelp-Notarzt Dr. Stefan Schindler vermutete einen Herzklappenfehler, ließ Lovely ins Hôpital Sacré Coeur bringen. Dort wurde das Loch entdeckt.
„Für Mademoiselle Alcime war das eine schlimme Diagnose, denn
Operationen am offenen Herzen können in dem vom Erdbeben zerstörten
Staat nicht durchgeführt werden“, sagt Mandla. Er versprach, zu helfen. Das Interhelp-Team war von dem sozialen Engagement der Haitianerin beeindruckt. „Dass sich jemand unentgeltlich für seinen Nächsten einsetzt, ist auf Haiti keineswegs normal“, sagt Reinhold Klostermann, Leiter der Interhelp-Medical-Task-Force.
Wieder zu Hause in Hameln ließ Mandla nichts unversucht, Lovely zu
helfen. Er schrieb Kliniken in Deutschland, den USA, auf Cuba und der Dominikanischen Republik an, fragte an, ob jemand bereit wäre, die Herzkranke für wenig Geld zu operieren. Andrea Herz-Payne unterstützte Interhelp, wo sie nur konnte. „Ich habe 206 E-Mails und Briefe geschrieben“, sagt Mandla. „Dass wir ein halben Jahr brauchen werden, um die rettenden Lösung zu finden, hätte ich nicht gedacht.“
Andrea Herz-Payne stellte schließlich den Kontakt zu Dr. Pezzella in
Florida her. Der Herzchirurg ist Vorsitzender der Kinderherzstiftung
„International Childrens Heart Fund“ und hat mit seinen Kollegen schon viele Patienten kostenlos operiert.
„Alle, die an der Rettung der jungen Frau beteiligt waren, haben über alle Ländergrenzen hinweg an einem Strang gezogen“, sagt
Interhelp-Ulrich Behmann. Der Fall Alcime habe gezeigt, dass
Beharrlichkeit und Engagement ein Menschenleben retten können.“
Interhelp muss lediglich den 14-tägigen Klinikaufenthalt und die
Verpflegung der Patientin durch ihre Eltern bezahlen. „Diese
Rettungsaktion wird voraussichtlich 1500 Euro kosten“, sagt Behmann. „Die engagierte Suche nach Ärzten, die bereit waren, kostenlos zu operieren, hat sich ausgezahlt. Durch den
sparsamen Einsatz von Spenden können wir noch vielen anderen Menschen helfen.“
Interhelp bittet um Spenden für Menschen in Not. Spendenkonten: Nr. 20313 bei der Sparkasse Weserbergland (BLZ 254 501 10); Nr. 700 700 000 bei der Volksbank Hameln-Stadthagen (BLZ 254 621 60) und Nr. 33233 bei der Stadtsparkasse Hameln (BLZ 254 500 01). Interhelp im Internet: www.interhelp.info
Bildtexte:
1. Auf der Intensivstation im Hôpital Sacré Coeur auf Haiti: Die frisch operierte Patientin Lovely Alcime kann schon wieder lächeln. Chefarzt Dr. Harold Previl ist zufrieden.
2. Im Erdbebengebiet von Port-au-Prince: Der Hamelner Interhelp-Lehrrettungsassistent Bernhard Mandla inmitten von Trümmern.
3. Drangvolle Enge – überfülltes Krankenzimmer.